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16.02.2023
Time icon 5 min

Gehirn und Erinnerung: Wie funktioniert das Gedächtnis? 

Table of contents

Keiner von uns kann sich an seine früheste Kindheit erinnern. Die meisten Menschen haben die ersten Erinnerungen ab einem Alter von ungefähr drei Jahren. Wie und wann entwickelt sich das Gedächtnis bei Kindern? Und was können Eltern tun, um das Erinnerungsvermögen ihrer Kinder zu unterstützen? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach.

Ab wann kann ein Kind sich erinnern?

Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, ist das Gehirn noch sehr unterentwickelt. Es ist nur ein Viertel so groß wie das erwachsene Gehirn. Würde es bereits im Mutterleib so stark wachsen, um mit sämtlichen kognitiven Funktionen eines Erwachsenen auf die Welt zu kommen, würde es nicht mehr durch den Geburtskanal passen.

In den ersten sechs Lebensmonaten lernt das Baby sehr viel Neues und das Gehirn wächst extrem schnell weswegen Säuglinge mit ein paar Monaten einen überproportional großen Kopf haben. Jeder Sinneseindruck wird verarbeitet, wodurch das Gehirn weiter wächst. In den ersten zwei Lebensjahren verdreifacht sich die Gehirnmasse sogar. Doch erinnern können wir uns an all das nicht. 

Ab dem neunten Monat entwickelt sich die Objektkonstanz oder Objektpermanenz. Nun lernt das Baby, dass Personen oder Dinge auch weiterhin existieren, wenn sie nicht mehr im Blickfeld sind. Bis dahin gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn! Mit ungefähr neun Monaten lernt das Baby nun, dass die Mutter weggehen und zurückkommen kann oder Spielsachen verschwinden und wieder auftauchen können. Doch von Erinnerung spricht man dabei noch nicht. 

Die ersten Erinnerungen sind frühestens mit 18 Monaten möglich. Die meisten Menschen erinnern sich erst an Ereignisse aus ihrem dritten oder vierten Lebensjahr.

Wie entstehen Erinnerungen im Gehirn?

Die Wissenschaft geht davon aus, dass drei Faktoren gegeben sein müssen, damit Erinnerungen entstehen können:

1. Hirnreifung

Zwar erkennt ein Neugeborenes bereits direkt nach der Geburt den Herzschlag seiner Mutter wieder. Doch das fällt in die Kategorie des sogenannten prozeduralen Gedächtnisses. Das bedeutet, es sammelt Wissen über die Welt und speichert Abläufe und Fähigkeiten, die unbewusst abgerufen werden können.

Das Gehirn muss erst noch reifen. Zu Beginn entwickeln sich die Areale, die dafür zuständig sind, zu verarbeiten, was in der Außenwelt passiert. Das Baby denkt noch nicht nach und assoziiert auch nicht. Denn die Verbindung zwischen Hippocampus und Gehirnrinde ist noch nicht ausreichend entwickelt. Erst ab dem vierten Lebensjahr ist die Hirnentwicklung so weit, dass das autobiografische Gedächtnis beginnt und persönliche Erlebnisse gespeichert werden.

2. Sprache

Erst wenn die Sprache zur Verfügung steht, um Erlebnisse zu beschreiben, darüber nachzudenken und Gedanken zu verknüpfen, entstehen die ersten Erinnerungen des autobiografischen Gedächtnisses. Im zweiten Lebensjahr kann ein Kind zwar noch nicht sprechen, jedoch schon Vieles verstehen. Es beobachtet aufmerksam die Umgebung und prägt sich Sinneswahrnehmungen ein. Indem Eltern sich mit ihren Kindern immer wieder dieselben Gegenstände anschauen und diese benennen, können sie ihre Kinder bei der Entwicklung des Erinnerungsvermögens unterstützen.

3. Die Ich-Entwicklung

Im Alter von zwei bis drei Jahren entwickeln Kleinkinder ein Verständnis von sich selbst als Individuum. Sie lernen den Unterschied zwischen gestern, heute und morgen. Erst mit dem Bewusstsein von Zukunft und Vergangenheit ist es möglich, Erinnerungen abzuspeichern und wieder hervorzurufen.

Langzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und sensorisches Gedächtnis

Das Gedächtnis unterteilt sich in drei Strukturen:

  • Sensorisches Gedächtnis

Das sensorische Gedächtnis wird auch Ultrakurzzeitgedächtnis genannt. Hier werden alle Sinneseindrücke unbewusst für eine sehr kurze Zeit (ca. 2 Sekunden)  festgehalten.

  • Kurzzeitgedächtnis

Auch Arbeitsgedächtnis genannt. Hier werden neue Informationen, die zuvor mit Aufmerksamkeit bedacht wurden, für einen Moment gespeichert. Das Kurzzeitgedächtnis verbessert sich im Laufe der Kindheit. Dennoch ist es in seiner Kapazität begrenzt. Ungefähr ab der Pubertät ist das Kurzzeitgedächtnis ausgereift und so leistungsfähig wie das eines Erwachsenen.

  • Langzeitgedächtnis

Das Langzeitgedächtnis übernimmt Informationen des Kurzzeitgedächtnisses nach aktiver Verarbeitung. Alles, was nicht aktiv verarbeitet wird, wird in der Regel vergessen und geht nicht ins Langzeitgedächtnis über. Nur das, was wichtig und dringlich erscheint, wird langfristig gespeichert.

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Wie entscheidet das Gehirn, an was es sich erinnert?

Der Hippocampus trifft die Entscheidung, ob eine Information ins Langzeitgedächtnis gelangt. Der Verarbeitungsprozess im Langzeitgedächtnis dauert ungefähr 24 Stunden und findet vor allem nachts statt. Im Schlaf hat das Gehirn genügend Ruhe, um die Erinnerungen zu verfestigen. Dabei werden neue Informationen mit bereits abgespeicherten Informationen verknüpft, wenn das Gehirn Gemeinsamkeiten entdeckt.

Wie können Sie das Gedächtnis Ihres Kindes unterstützen?

  • Wiederholung

Wiederholung unterstützt das Gedächtnis. Je öfter bestimmte Nervenverbindungen im Gehirn genutzt werden, desto stärker prägt sich etwas ein. Deshalb setzen wir bei Novakid übrigens auf Wiederholung beim Englischlernen.

  • Über Erlebnisse sprechen

Stellen Sie Ihrem Kind offene Fragen, die zum Nachdenken anregen. Lassen Sie es von seinen Erlebnissen erzählen und hören Sie zu. Erzählen Sie auch von Ihren Erfahrungen, um Wissen und Informationen zu ergänzen. So verarbeiten sie die Informationen aktiv, damit sie im Langzeitgedächtnis landen.

  • Fotos oder Videos anschauen

Schwelgen Sie gemeinsam in Erinnerungen, indem Sie sich Fotos oder Videos anschauen und Ereignisse aufleben lassen. Unterhalten Sie sich über das, was Sie sehen, damit sich nicht nur Bilder, sondern Erlebnisse einprägen.

  • Memory spielen

Kleinkinder gewinnen in der Regel gegen ihre Eltern beim Memoryspielen. Denn sie nehmen viel mehr Details wahr. Wir Großen denken und erinnern uns eher in Kategorien. Eine Memory-Variante ist das Vokabel-Memory: Wenn Sie mit Ihrem Kleinkind Englisch lernen, lassen Sie es die Bilder in der Fremdsprache benennen.

  • Positive Gefühle stärken

Diejenigen Erlebnisse, die die intensivsten Emotionen hervorrufen, prägen sich am stärksten ein. Deshalb lernen Kinder besser, wenn sie Spaß am Lernen haben.

  • Bewegung

Bewegung fördert die Bildung von neuen Synapsenverbindungen im Gehirn. So wird Information nicht nur kognitiv, sondern auch mit dem Körpergedächtnis verarbeitet. Beim Englischlernen sind die Lernerfolge beispielsweise besser, wenn auf Englisch gesungen und dazu getanzt wird.

  • Entspannung

Das Gehirn braucht Zeit, um Informationen zu verarbeiten. Gönnen Sie Ihrem Kind Pausen. Machen Sie Entspannungsübungen und verbringen Sie Zeit in der Natur. Im entspannten Zustand lernt es sich am effektivsten. Zu viel Stress und Leistungsdruck sind schädlich.

Was schadet dem Gedächtnis?

  • Zu viel Zucker und Ungesundes

Es ist bewiesen, dass eine zu zucker- und fetthaltige Ernährung das Gehirn schädigt und das Konzentrations- und Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Zucker, Fast Food, stark verarbeitete Lebensmittel, tierische Fette und Frittiertes sind schädlich für das Gehirn.

  • Starker Stress

Leichter Stress mit einem gemäßigten Adrenalinausstoß kann kurzfristig für eine bessere Konzentration und klare Gedanken sorgen. Doch Stress darf kein Dauerzustand sein. Denn Dauerstress und starker psychischer Stress, zum Beispiel durch Leistungsdruck, sind der absolute Lernkiller. Unter Stress ist das Gehirn darauf eingestellt, das Überleben zu sichern. Alles andere gerät in den Hintergrund. 

  • Schlafmangel

Im Schlaf erholt und regeneriert sich das Gehirn. Es verarbeitet die Erlebnisse des Tages. Nicht genug Schlaf bedeutet, dass das Gehirn nicht verarbeiten kann, was ins Langzeitgedächtnis kommt. Außerdem führt Schlafmangel zu Dauerstress und Konzentrationsschwierigkeiten.

Das Körpergedächtnis

Dass wir keine aktiven Erinnerungen an die frühe Kindheit haben, bedeutet im Übrigen nicht, dass die ersten Erfahrungen des Lebens belanglos sind. Wie wichtig die frühe Kindheit für den Rest des Lebens ist, können sämtliche Psychotherapeuten bestätigen. 

im Körpergedächtnis werden sämtliche Erfahrungen, die wir mit unserem Körper machen (also alle!) gespeichert. Jede Zelle des Körpers erinnert sich an die Emotionen, die bereits in einem Alter gefühlt wurden, als noch kein aktives Gedächtnis vorhanden war.

Fazit: Wie funktioniert das Gedächtnis am besten?

Am besten funktioniert das Gedächtnis mit gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung, positiven Gefühlen und im entspannten Zustand. So erschaffen wir uns auch die besten Erinnerungen. 

Wenn Kinder Probleme mit der Merkfähigkeit und Konzentration haben, kommt möglicherweise eine dieser Komponenten zu kurz, oder sie sind einfach noch zu jung und ihr Gehirn ist noch nicht ausreichend entwickelt. Wie Sie Kinder am besten fördern, ohne sie zu überfordern, erfahren Sie hier.

Haben Sie Gedanken oder Anregungen zu diesem Artikel? Dann hinterlassen Sie einen Kommentar!

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