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29.10.2024
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Novakid Interview mit Julia Pigola: Einblicke in die Lese-Rechtschreibstörung (LRS)

Inhaltsverzeichnis

Novakid teilt dieses Interview mit Julia Pigola, um ihren persönlichen Weg, Einblicke und praktische Tipps zur Unterstützung von Kindern mit LRS zu erfahren. Egal, ob Sie Elternteil, Lehrer oder einfach nur neugierig sind, Julias Expertise bietet neue Perspektiven und wertvolle Ratschläge. Tauchen Sie ein in die Welt der Lerntherapie aus Julias Sicht.

Was ist eine Lese-Rechtschreibstörung (LRS)?

Wenn Kinder Lesen und Schreiben lernen, ist die Schrift zunächst ein unverständlicher „Code“, bestehend aus unbekannten Symbolen. Im Laufe des ersten Schuljahres entziffern sie diesen Code schrittweise. Bei Kindern mit einer Lese-Rechtschreibstörung, auch Legasthenie genannt, verläuft dieser Prozess jedoch anders. Sie haben Schwierigkeiten, den „Code“ zu entschlüsseln und gesprochene Worte in Schrift zu übersetzen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt eine „umschriebene Lese-Rechtschreibstörung“ vor, wenn die Probleme nicht durch unterdurchschnittliche Intelligenz, mangelnde Schulbildung oder andere Faktoren bedingt sind.

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Wie kann ich eine LRS erkennen?

Typische Anzeichen von LRS lassen sich beim Lesen und Schreiben beobachten. Kinder lesen oft stockend, wiederholen Buchstaben oder verlieren die Zeile im Text. Sie raten Wörter, da das Lesen mühsam ist, und verwechseln ähnlich aussehende Buchstaben wie „b“ und „d“. Auch die Rechtschreibung ist betroffen: Buchstaben werden ausgelassen oder vertauscht, besonders bei ähnlich klingenden Lauten. Indirekte Symptome, wie Schulangst oder Vermeidungsverhalten, können auf Frustration im Umgang mit dem Lesen und Schreiben hinweisen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Förderung sind entscheidend, um das Kind bestmöglich zu unterstützen. Eine Selbsteinschätzung kann euch einen ersten Eindruck geben.

Warum hat mein Kind eine LRS?

Niemand hat „Schuld“ an einer LRS!

Die Ursachen einer Lese-Rechtschreibstörung (LRS) sind vielfältig und werden weiterhin erforscht. Die wichtigsten bekannten Einflussfaktoren sind:

Genetik:
Wenn ein Elternteil Legasthenie hat, besteht ein erhöhtes Risiko, dass auch das Kind eine LRS entwickelt. Dieser Faktor allein führt jedoch nicht zwangsläufig zur Störung, sondern erhöht nur die Wahrscheinlichkeit.

Neurobiologie:
Untersuchungen zeigen, dass bei Menschen mit LRS bestimmte Prozesse im Gehirn anders ablaufen. Kinder, die später eine LRS entwickeln, verarbeiten Sprache und Reize oft anders. 

Kognition (Denk- und Wahrnehmungsprozesse):
Menschen mit LRS zeigen oft Unterschiede in Bereichen wie dem Arbeitsgedächtnis, der Wahrnehmung visueller und auditiver Reize sowie der Aufmerksamkeit. 

Begleiterkrankungen:
LRS tritt oft zusammen mit anderen Störungen wie Dyskalkulie, ADHS, Angststörungen oder Depressionen auf. Diese Komorbiditäten können den Verlauf der LRS verschlimmern und sollten deswegen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Englisch lernen mit einer Lese-Rechtschreibstörung (LRS)

Englisch zu lernen ist auch für Kinder mit einer Lese-Rechtschreibstörung (LRS) möglich, jedoch mit zusätzlichen Herausforderungen. In einer globalisierten Welt ist die Beherrschung von Fremdsprachen wie Englisch wichtig für die interkulturelle Kommunikation und berufliche Entwicklung. Für Kinder mit LRS kann der Englischunterricht jedoch zusätzlichen Druck verursachen, da die Störung nicht nur die Muttersprache betrifft, sondern den gesamten Schriftspracherwerb.

Die englische Sprache stellt besondere Herausforderungen, da ihre Schreibweise wenig lautgetreu ist. Die 26 Buchstaben des Alphabets entsprechen 44 Lauten, und allein die Vokale können auf viele verschiedene Weisen ausgesprochen werden. Kinder mit LRS haben oft Schwierigkeiten, diese neuen Laut-Buchstaben-Zuordnungen zu verinnerlichen, was das Lernen erschwert.

Trotzdem ist es mit gezielter Förderung möglich, auch mit LRS Englisch zu lernen. Individuelle Unterstützung wie das Training des Sichtwortschatzes durch Blitzlesen, das gemeinsame Lesen englischer Bücher und die Integration von Englisch in den Alltag können helfen. Darüber hinaus spielen die Schule und eine mögliche Lerntherapie eine wichtige Rolle. Mit einem passenden Nachteilsausgleichen und speziell angepassten Unterrichtsmethoden können Kinder erfolgreich Englisch lernen – trotz LRS.

Online lernen trotz einer LRS?

In einer zunehmend digitalen Welt stellt sich die Frage, ob das Lernen im Online-Setting eine sinnvolle Unterstützung für Kinder mit Legasthenie ist oder ob sie Nachteile mit sich bringt. Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig: Online-Lerntherapie kann eine wirksame Hilfe bieten, um Lernschwierigkeiten zu überwinden und das Online-Setting kann auch zum Lernen verschiedener Inhalte eine durchaus gute Idee sein. Vielleicht sogar besonders für Kinder mit einer LRS! 

Viele Kinder mit einer LRS haben bereits schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht. Sie fühlen sich dem, was von ihnen im Unterricht verlangt wird oft nicht gewachsen und empfinden sich als „dumm“. 

Dabei ist es besonders sinnvoll, sich beim Lernen mit Kindern mit diesen Schwierigkeiten bei der Wahl der Art des Unterrichts möglichst weit vom „klassischen“ Unterricht in der Schule zu entfernen. Also zum Beispiel Lernen mit allen Sinnen, statt der Bearbeitung von Arbeitsblättern, viel praktischer Umgang mit den Lerninhalten, also viel gesprochene englische Sprache zum Beispiel. Das Novakid-Programm nutzt dazu die Total Physical Response (TPR)-Methode, um Englisch auf eine interaktive und effektive Weise zu unterrichten. Bei TPR wird die englische Sprache durch Gesten, Mimik und Bewegungen vermittelt, wodurch Kinder schneller lernen und sich leichter erinnern können.

Dabei sitzen die Kinder am Computer und genießen das Lernen per Video und den Umgang mit Online Tools oft sehr. Die Motivation zum Lernen steigert sich oft beim digitalen Arbeiten, da sie sich von der schulischen Arbeit unterscheidet.

Gibt es dann zusätzlich noch eine spielerische Gestaltung der Lerninhalte („Gamification“), empfinden viele Kinder das Lernen nicht als anstrengend, sondern kurzweilig und haben Freude daran. Wie auch bei Novakid entsteht dadurch die Möglichkeit, eher auf „natürliche“ Weise zu lernen und Inhalte dadurch auch besser zu behalten.

Welche Vorteile hat das Lernen im Online-Setting noch?

Flexibilität und Erreichbarkeit

Ein bedeutender Vorteil des Online-Settings beim Lernen ist die Flexibilität, die sie Familien bietet. Anstatt Zeit mit dem Pendeln zu verbringen, können Kinder von zu Hause aus lernen, während die Eltern ihren täglichen Verpflichtungen nachkommen. Diese Form des Lernens ermöglicht es, qualifizierte Fachleute aus der ganzen Welt zu erreichen.

Wissenschaftliche Unterstützung

Forschungsergebnisse zeigen, dass Online-Interventionen effektiv sein können, besonders im Hinblick auf die Anforderungen der heutigen Zeit. Die Pandemie hat die Digitalisierung vorangetrieben und die Notwendigkeit für flexible Lernlösungen hervorgehoben. Dabei kann das Lernen online mit modernen Tools und Ressourcen ergänzt werden, was den Lernprozess spannender und effektiver gestaltet.

Individuelle Betreuung im 1:1-Setting

Ein weiteres Plus ist das individuelle 1:1-Setting. Die Lehrkräfte und auch Therapeut:innen können gezielt auf die Bedürfnisse jedes Kindes eingehen. Dies geschieht in einer vertraulichen Umgebung, die das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit fördert. 

Mögliche Herausforderungen

Dennoch gibt es auch Herausforderungen. Kinder müssen in der Lage sein, während der Sitzung allein am Computer zu arbeiten, was nicht für alle Kinder mit Legasthenie geeignet ist. Insbesondere Kinder mit starken Aufmerksamkeitsproblemen oder motorischen Schwierigkeiten benötigen möglicherweise eine Präsenztherapie, um besser unterstützt zu werden.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Online-Lernen für viele Kinder mit Legasthenie eine wertvolle und sinnvolle Alternative zum Präsenslernen darstellen kann. Es überwindet räumliche und zeitliche Barrieren und bietet gleichzeitig individuelle Unterstützung. Es ist jedoch wichtig, die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes zu berücksichtigen und gegebenenfalls eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Das Online Setting hat das Potenzial, Kindern zu helfen, ihre Herausforderungen zu meistern und ihre Lernfreude zurückzugewinnen.

Die Autorin:

Julia Pigola ist als integrative Lerntherapeutin (M.A. FiL) und Teil des Worthelden Teams eine engagierte Expertin auf dem Gebiet der Lese-Rechtschreibstörung (LRS). Mit ihrem umfangreichen Wissen und ihrer echten Hingabe möchte sie Licht auf die Herausforderungen und Durchbrüche im Verständnis dieser Lernschwierigkeiten werfen.

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